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Nach 10 Monaten ist es soweit: "der längste Tag des Jahres"

...oder DNF und trotzdem zufrieden.

Um 3:30 am morgen klingelt der Wecker und ich habe fast sechs Stunden Schlaf und Ruhe abbekommen. Am Abend vorher verzichtete ich noch auf ein gemeinsames Abendessen mit Teilen der Hardtseemafia und Foris von TS aus München, fahre in mein Hotel und kaufte mit noch mein Frühstück. Ich wollte nur noch meine Ruhe. Nach einer SMS von Silke noch ein kurzes Telefonat mit ihr, denn Silke verdanke ich den Startplatz. Sie hatte sich in aller früh für mich in die Schlange der Startplatzkäufer gestellt, nochmals Danke dafür.

Ab jetzt läuft eigentlich alles wie im Film ab. Gesicht putzen, die Zähne waschen und die Kontaktlinsen, hoffentlich richtig herum, halbblind in die Augen pfriemeln - gestern ärgerte mich eine da sie nicht richtig saß. Bevor ich in die Rennpelle hüpfe, gibt es noch eine Sitzung auf dem Häuschen. Was unten raus geht muss oben wieder rein und ich versuche mich im Frühstücken zur ungewohnten Tageszeit. Aus den geplanten zwei Bechern Milchreis wird nur einer, denn mehr bekomme ich nicht in mich hinein. 

Start ist um 6:45 und ich möchte rechtzeitig vor Ort sein. Somit sitze ich um 4:30 Uhr in meinem Auto und fahre von Nürnberg Richtung Schwimmstart am Main-Donau-Kanal. Dort angekommen leitet die Polizei äußerst professionell die ankommenden Autos mal nach links, mal nach rechts ab so das es zu keinem Stocken kommt. Am Parkplatz angekommen wird der letzte Wechselbeutel, Rucksack und Luftpumpe geschnappt und ich wandere ferngesteuert zum Schwimmstart. Der einzige Gedanke war "hoffentlich finde ich mein Auto nach dem Rennen wieder", denn ich war jetzt schon zu verplant um mir eine Markierung in der Karte auf dem Handy zu setzten, und laufe mit der Menge bepackt wie ein Esel.

Es ist 5:15 Uhr und ich richte meinen Wechselplatz am Rad endgültig ein, gestern habe ich nur das Rad und den Helm vor Ort gelassen. Die Trinkflaschen mit dem eigenem Iso und Gel, in der Futterbox am Oberrohr, bringe ich an das Rad an. Die Reifen werden frisch mit Luft befüllte denn ich habe am Vortag die Luft abgelassen, denn ich wollte keinen Platzer am Vortag bei der Hitze riskieren. Der Radbeutel und Zielbeutel werden noch aus dem Rucksack sortiert und ich bin soweit.

Noch eine Stunde bis zum Start und viel zu viel Zeit für meine Gedanken. In meinem Kopf hat sich nur ein Satz von meinem weltallerbesten Ehemann eingebrannt: "Pass auf dich auf, an dir hängt viel zu viel. Ich, die "Kleine" und die drei Zwerge brauchen dich noch eine lange Zeit. Wenn du merkst das es nicht mehr geht, dann hör auf. Ich kenne dich und deinen Ehrgeiz Dinge zu Ende zu bringen. Es ist nicht schlimm wenn es nicht geht." Ich wandere in der Wechselzone umher, Maria hat mich gesehen und schreit nach mir. Ach es ist gut ein bekanntes Gesicht zu sehen und ein bisschen reden zu können. Doch wird es langsam Zeit sich in das "schwarze Männlein" zu zwängen und dieses Jahr klappt es auch ohne Hilfe von Rainer. Während dessen sehe ich wie sich eine der Teilnehmerinnen fast eine halbe Dose Asthmaspray in die Lungen jagt. Etwas mache ich wohl dieses Jahr falsch, denn ich kann endlich annähernd beschwerdefrei ohne Medikamente trainieren und bin froh ohne Spray und Tabletten aus zukommen. Da werde ich jetzt nicht zum Rennen zu den Helferlein greifen. 

Der Aufruf für die Starter erfolgt 5 Minuten vor dem Start und somit begebe ich mich in das Wasser. Das erste mal fühl ich mich im Neo wohl, es zwickt und zwackt nichts...aber die Wassertemperatur. 21° C, normal für Wettkämpfe aber mir nimmt es mal wieder die Luft. Den Weg zur Startlinie nehme ich zum eingewöhnen. Viermal den Kopf unter Wasser und der "Kälteschock" geht so langsam weg, doch der Startschuss fällt und ich bin noch nicht an der Startleine...es fehlen doch gut 50 Meter noch bis dahin. Egal. Heute zählt der Tag und keine Ergebnisse. Bis zur ersten Wende geht es mir gut und ich finde meinen Rythmus, dann auf einmal bekomme ich einen Kloß im Hals und muss erstmal einen Klos im Hals loswerden. Doch vor Wettkämpfen auf das Spray zurückgreifen frage ich mich so im Wasser. Egal ich schwimme weiter und lass mich nicht beirren.

Raus aus dem Wasser mit 1:40:xx. Die Zeit die ich mir vorgenommen habe ist es zwar nicht aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich schnappe mir meinen Wechselbeutel, nein das ist nicht mein Wechelbeutel somit wieder zurück, und es geht aus der Gummipelle. Die Kompressionsstrümpfe an und ich bin erstaunt das diese so schnell über die Haxn sind. Die Gels in die Taschen stopfen und lassen, noch alles umschnüren was im Beutel ist und sich von der lieben Helferin mit dem Sonnenspray einsprühen lassen. Das erste Gel wird in sich hineingedrückt und aus der gebunkerten Trinkflasche genug gewässert. Weiter geht es und ich bin froh das bei den Mädels noch genug Räder stehen.

Ich hab zwar 10 Minuten in T1 vertrödelt, dafür gehe ich gefüttert und gewässert auf das Rad. Es geht mir gut und ich bin frohen Mutes. Los geht es, erstmal locker treten um rein zukommen. Bei der ersten Runde geht es mir noch gut und ich halte mich an den Plan. In Ebenen GA2 fahen und bei den Anstiegen I2, dort lieber die TF hoch halten um nicht dort Körner zu lassen. Den Gredinger Berg hoch, den Solarer Berg hoch und es gab noch genug Anstiege die für mich als Flachlandindiander fordernd ist, aber ich hab genug Kraft in den Beinen um das zu schaffen. Es ist erst warm, dann wird es heiß und dann wird es heißer. Nach Zeitplan gibt es regelmäßig ein Gel und ich greife an jeder Versorgungsstation nach Wasser und spritze es über mich um mich ab zukühlen. Iso habe ich genug am Rad. Dei erste Runde ist vorbei und bei Kilometer 110 -120 schlägt bei mir die Hitze zu. Ich kann nicht genau unterscheiden ob mir jetzt vom Gel oder von der Hitze etwas flau im Magen wird, zudem bemerke ich leichte Kopfschmerzen. Es ist aber nicht der Mann mit dem Hammer der mich trift, es ist die Hitze die mich außer Gefecht setzt. An jeder Versorgungsstelle schreie ich beim Wasser "Flasche aufmachen und duschen"...bei den letzten muss ich wohl nicht die einzige gewesen sein die das machte. Verdammt war das heiß. Irgendwann kurz nach dem Solarer Berg bleib ich an einer Versorgungsstation stehen und schütte mir 5 Flaschen Wasser über mich und meine Lebensgeister kehren zurück. Das war leider bei vielen nicht der Fall die ich auf meiner zweiten Runde auf dem Rad gesehen habe. Es saßen genug Radfahrer unter einem Baum, im Straßengraben im Schatten und leider auch viele die Ohnmächtig wurden und medizinisch versorgt werden mussten.

Nein das ist nicht mein Zeil für heute. Ich will "gesund" in das Ziel kommen und nicht eine der 2800 Infusionen die bereitgestellt wurden und den medizinischen Dienst in Anspruch nehmen. Ich fahre weiter nach Plan, auch wenn ich dadurch wesentlich langsamer werde, aber ich komme gut und gesund in T2 an. Genug Teilnehmer werden dort von den Sanis abgefangen und auch wenn ich über 30 Minuten über der Cut-Off Zeit liege hätte ich ohne weiteres nach dem Check weiter laufen können. Doch mein Entchluss steht. Ich steige aus, breche ab, habe dafür für mich "würdevoll" den Radpart beendet. Dabei steige ich vom Rad ab und mir tut nichts im Gebälk weh. Ein kurzes Gespräch mit den Wettkampfleitern und Helfern bestärkt mich in meiner Entscheidung obwohl mich einer fragt wirst du es nicht bereuen jetzt alles zu beenden. Es hat sich zu gezogen und wurde schon etwas kühler. 

Gerne wäre ich mit dem "Tattoo" vom Coach am Arm in Ziel gelaufen, mitten auf der Stecke überholt mich eine Radfahrerin im Teamtrikot und fragte mich...Ach du kommst auch vom Carsten?, doch auch bei ihm ist die Devise das "wir" unsere Brötchen nicht mit Triathlon verdienen.

Nein ich gehe nicht auf die Laufstrecke, die Vorbelastung im Glutofen hat gereicht, die letzen zwei Anstiege hat sich meine Schwachstelle, der linke innere Oberschenkelmuskel, bemerkbar gemacht. Das Risiko ist mir zu groß das die Muskulatur dicht macht und diese dann ihren Job für meine Kniescheiben nicht mehr macht. Es ist eine reine Entscheidung der Vernunft, denn der Kopf und unter "milderen" Voraussetzungen hätte auch der Körper mitgemacht, da ich auch in Zukunft weiterhin gesund mit Spaß und Lust meinen Sport betreiben möchte.

Am Telefon fragt mich mein GöGa wann ich morgen nach hause komme und ich kann ihm noch nicht sagen wann ich da bin. Ich muss erstmal alles sacken lassen und mir genau überlegen ob ich mich für nächstes Jahr in die Schlange stelle oder nicht.
Am Abend sitze ich dann vor dem Hotel und überlege lange, beim Italiener nebenan bei Pizza und Siegerbier ob ich am nächsten Tag mich in die Schlange für den Startplatz für 2015 stellen soll und rufe meinen Liebsten an und teile ihm mit das ich am Vormittag wieder zu Hause bin.

Trotzdem ist die Langdistanz nicht vom Tisch. Nur...ich muss erstmal abwarten wie sich das mit meienem Job regelt. Ab Anfang März war es mir klar das dies eine Kamikaze-Aktion wird und Roth nur unter optimalen Bedingung ins "Ziel" führt, aber ein Versuch war es wert. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Daher empfinde ich meinen Ausstieg nach dem Radpart nicht als Niederlage oder Enttäuschung, sondern als positive Erfahrung. Ich habe viel über mich erfahren auf dem langen Weg nach Roth und auch heute in Roth auf meinem langen Weg.
Ab Mitte September kann ich mehr planen, da weiß ich auch wie es im Job weiter geht und es muss ja nicht unbedingt in Roth sein.




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