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das klappern überhaupt

Laufen Sie nicht mehr so viel!!! Steigen sie lieber auf Triathlon um, dann können sie weiterhin bis ins hohe Alter aktiv Sport betreiben. Das war das Abschlussgespräch meines Operateurs und der Start in meine Dreisportlichkeit. Bis es aber so weit war, ging der Weg über viele Operationstische, Praxen und manch irrer Therapiegedanken, derer ich auch Opfer wurde.

Ausgestattet wurde ich mit einer Sonderedition bei meiner Auslieferung. Hüftdysplasie, die mit einer Spreizhose behandelt wurde, war mit ein Teil der Extras die mit dabei waren. Was sich noch bei mir als Montagslieferung, die fand wirklich an dem Wochentag statt, herausstellte dauerte etwas länger.

Ein kleiner Wirbelwind war das Klappergestell, Puppen waren mal gar nicht so das meine. Toll war es im Wald rum zu räubern, mit dem Roller den Berg runter zu brättern und auf dem Bauernhof neben mir ins Heu zu springen und trotzdem war ich ständig beim Orthopäden. Ein Hohlkreuz wurde festgestellt und dazu gesellten sich bis auf Stinkfüße alles an Knick, Spreiz und Senk.

Zu dem Zeitpunkt mit vier Jahren fing ich mit dem Schwimmen an, dazu gab es ständig Krankengymnastik für das Kreuz und, tief in meine Erinnerungen gebrannt, Einlagen die mit den jetzigen mal gar nichts gemein haben. Ich entdeckte aber auch Gummitwist mit den unmöglichsten Sprüchen die man dazu aufsagte. Tja und da waren sie das erste mal, die Schmerzen hinter und um die Kniescheibe. 

Die Mama tat dies mal als Wachstumsschmerzen ab, das andere mal das ich mal wieder zu viel und zu wild auf dem Bauernhof oder im Wald rumgetobt habe bis ich mal wieder beim Orthopäden war. Kniescheibenfehlstellung hieß es und man kann nichts machen solange das Gstell nicht ausgewachsen ist.

Neben den orthopädischen Posten meines Lieferscheins, der mir mütterlich beigelegt wurde, gab es ja noch den Packzettel meines Vaters. Auf dem stand Sport und er hoffte doch sehr seine Leistungsgene auf sein Töchterchen übertragen zu haben. Vater war Landesmeister in NRW und der Pfalz im Sprint und Dreisprung und Onkel nahm sogar 1960 in Rom beim Olympia als zweifache Deutscher Meister im Dreisprung teil. So wurde ich immer und immer wieder auf die Aschenbahn oder Sprungpark gezerrt, musste an Sportabzeichen Leichtathletik teilnehmen doch ich fühlte mich doch viel wohler im Wasser bei Delphin und Kraul auf der Sprintstrecke. Beim 50 Meter sprinten oder beim Hoch- und Weitspringen taten mal wieder und wieder die Knie weh, eigentlich alles was mit Speed und Sprungkraft zu tun hatte. Irgendwann hatte ich meinen Willen durchgesetzt und ich war im Wasser.

So mogelte ich mich durch die Bundesjugendspiele, meine Sportlehrer wussten bescheid warum, bis ich meinen ersten und einzigen Sportunfall im Skilager erlitt. Leichtsinn an einer Schanze beim Kunstskifahren, verdrehte mein Knie, überdehnte meine Bänder und die Kniescheibe bekam was ab. Der Unfallarzt im Ösiland war mal so nicht der Hit bis ich wieder zurück in der Heimat war. Da galt nur noch “retten” was es zu “retten” gibt. Physio, Elektrotherapie, Spritzen gab es und eine weiter Diagnose:Chondropathia Patella. Endlich hatte das Kind einen Namen und ich die Möglichkeit mich darauf einzustellen. Das Schwimmen war noch immer das meine, zugzüglich war ich auf dem Rennrad unterwegs und laufen tat ich auch. Nur mit 15 hatte ich keinen Schimmer von Triathlon, geschweige denn davon gehört, obwohl Nürnberg ja nicht weit von Roth entfernt ist.

Eine andere Stadt, andere Sitten. Je näher man an die Ministerien zieht umso strenger sind die Umsetztungen der Anweisungen, das war mein Empfinden als ich in die bayrische Landeshauptstadt zog. Und da war er wieder der Schulsport. Ich musste in die Sandgrube hüpfen, über die Hochsprungstange hopsen und 100 Meter sprinten und kassierte einen Verweis weil ich mich weigerte dies zu tun. Mir wurde unterstellt ich würde meine Beschwerden nur vortäuschen um nicht daran teil nehmen zu müssen. Nur über 5000 Meter bei den Stadtschulmeisterschaften sollte ich wohl starten, komisch. Die Erklärung meiner seits wurde nicht akzeptiert und ich musste doch tatsächlich ein Attest vorlegen.

Weiterhin gab es regelmäßig Therapie, Hyaloronspritzen, Krafttraining bis ich das erste mal mit knapp 20 Jahren auf dem OP-Tisch gelegen bin, es wurde der Knorpel hinter der Kniescheibe geglättet. Karriere, Kind legte mal die sportlichen Ambitionen auf Eis. 4 Jahre später war es dann soweit, die Beschwerden waren so groß das am linken sowie am rechten Knie eine mediale Raffung und ein laterales Release vorgenommen wurde. Mit ambulanter Reha und viel Krafttraining schaffte ich es wieder auf die Buckelpisten im Sudelfeld, auf das Rennrad, auf die Laufstrecke an der Isar und auch wieder ins Wasser. Schnell war ich wieder so fit das ich Qualizeiten für die internationale Masterserie geschwommen bin..nur dann trennte ich mich von dem Vater meiner Tochter. Aus war es mit dem Training und ich konnte wohl kaum meiner Nachbarin meine vier Jährige Tochter drei bis viermal in der Woche am Abend in die Arme drücken. So nahm der Teufelskreis seinen Anfang. Keinen Sport, ich wurde dicker und die Beschwerden in den Knien fingen wieder an. Der damalige Operatheur sagte mir das die OP maximal 10 Jahre halten würde und genau 10 Jahre nach der OP am 17. Mai 2002 flog mir die linke Kniescheibe beim Treppen steigen um die Ohren.

So ging erneut die Runde wieder los. Die Schmerzen im Knie war so groß das selbst der behandelte Arzt nicht mehr weiter wusste. Der erste Gedanke von ihm war eine künstliche Knorpelersatzfläche hinter der Kniescheibe, aber mit 34 eine Teilprothese. Da war ich nicht mit dabei. Somit begab ich mich erst einmal in Schmerztherapie, wurde mit Opiaten so eingestellt das ich für die OP genug Muskulatur aufbauen konnte. Bei der OP wurde dann das Nervengewebe denerviert um für mich Schmerzfreiheit zu erreichen und ein weiteres laterales Release gesetzt um mehr Beweglichkeit für die Kniescheibe zu erlangen. Ambulante Reha und Krafttraining waren dann der weitere Weg, aber leistungsorientierter Sport...davon war ich noch weit entfernt. Ich war froh wieder schmerzfrei zu sein, dafür war ich aber zu dick.

Ein Urlaub mit Tochter am Meer brachte schwerwiegende Folgen mit sich. Da ich zu doof war im Meer zu baden kam ich mit einem Rotatorenmanschettenriss in der Schulter zurück der im Frühjahr 2005 operiert wurde. Nach der OP bin ich aufgewacht und fühlte mich von einer Dampfwalze überfahren und ich fragte was passiert ist. Ein Tag später im Gespräch mit dem Anästhesisten offenbarte mir das ich beim aus- und einleiten der Narkose heftige Asthmaanfälle hatte und er mit mir wirklich zu tun. Bäng…...das war mal eine riesen Watschen die mir erteilt wurde.

Es wurde Zeit was zu tun. Das Leben wurde umgekrempelt, runter mit den Kilos. In der Sportreha trat ich den Crosstrainer und wurde von einem Freund gefoppt mit den Worten: “du tritts den Crosser und sagts du kannst wegen deinen Knien nicht laufen?”. 30 Kilo purzelten von mir herab und ich fing das laufen an. Der erste 5er kam und ich dachte mir, wenn du 5 kannst, dann kannst du 10. Ja dann der erste Halbmarathon bis ich ein Jahr später meinen ersten Marathon lief. Alles lief rund...doch da war mal was. Ein stechen im rechten Knie, als ich beim beugen mit Gewichten und Langhantel auf meinen Schultern war, ignorierte ich während der Marathonvorbereitung. Trotz Streß im Job war ich so fit wie seit langem nicht mehr. Laufen, Thai-Boxen und Crossfit waren mein Steckenpferd.

Und an einem Samstag im Februar 2007 war sie wieder da, die Treppe. Wir sind ja sportlich und gehen die Treppen anstatt die mit Rollfunktion zu benutzten. Es tat einen dumpfen Schlag, automatisch fasste ich an mein linkes Knie, renkte die Kniescheibe wieder ein, ging nach Hause, packte das Knie in die Genutrain und fuhr in die Klinik. Dort wartete ich gut 3 Stunden in der Notaufnahme, bekam nicht einmal ein Eispack zum kühlen. Als ich dran kam wurde mal nur geröngt und ich bekam einen Voltarenverband mit einem kurzem Schreiben an den behandelten Orthopäden. Dorsation stand da drin...Hallo das hätte ich auch selber machen können. Am Montag humpelte ich zu meinem Doc. der mein Knie bewegen wollte und ich sagte nur Finger weg. Sofort lag ich im MRT und nach der Diagnose lag ich heulend in den Armen meines Mannes. Ich meinte nur das wars, ich kann nie mehr wieder laufen, alles ist Scheiße und die Welt ist überhaupt ungerecht. Riss des laterlalen Retinaculums, Knorpelabriss hinter der Kniescheibe über 1cm² hieß es und mein Orthopäde meinte nur...davon lass ich die Finger ich schick dich zu den Spezialisten in der Sportorthopädie der TU München.

Das war mein Glück in meinem absolutem persönlichem Unglück. Der Professor ist spezialisiert auf Knorpelschäden, die Oberärzte betreuen die Sportler des OSP. Es wurde somit der große Knochenkriegsrat einberufen um bei einem großem Powow zu beratschlagen wie es weiter geht. Um eine Knorpeltransplantation vor zu nehmen ist die Reststruktur des Knorpelgewebes zu geschädigt um Material zu entnehmen. Die Abrissfläche ist zu groß um gezüchtetes Knorpelgewebe zu implantieren, trotzdem gab es einen Weg. 

Die Kniescheibe wurde repositioniert, das Retinaculum geflickt und mit Ethibond verstärkt und an der Abrissfläche wurde eine Mikrofraktuierung vorgenommen so das sich Knorpelersatzgewebe bilden konnte. Teilbelastung, Teilbeugung, Krücken über acht Wochen und vier Wochen intensive Sportreha brachten das linke Knie wieder auf Vordermann, nur maulte jetzt das rechte wegen der Überbelastung. Welch Witz der Stich im Knie war es.Bis auf den Korpelabriss war es genau die gleiche Diagnose wie im linken. Also das gleiche Spiel in rechts. Nur gut das ich in der Sportreha nicht das übliche Programm durchlaufen musste, sondern mich selber wieder fit machen konnte mit der unterstützung der Physios und Sportwissenschaftler *g*.

Laufen Sie nicht mehr so viel!!! Steigen sie lieber auf Triathlon um, dann können sie weiterhin bis ins hohe Alter aktiv Sport betreiben. Das war das Abschlussgespräch meines Operateurs und der Start in meine Dreisportlichkeit.

Leider konnte ich dann doch nicht so durchstarten wie ich wollte. Ein Unfall mit dem Mopped, mal wieder auf dem OP-Tisch wegen einem Diskusabriss im rechten Handgelenk, die Sterbebegleitung meiner Krebskranken Schwiegermutter, eine Blinddarm OP, und letztendlich eine Hysterektomie bremsten mich doch noch 4 weitere Jahre aus um wirklich durch zu starten. 

Aber seit August 2011 steht mir kein Stein mehr im Weg und tue das was ich eigentlich schon immer getan habe. Schwimmen, radeln und laufen. Jetzt 30 Jahre später weiß ich was Triathlon ist, obwohl ich das schon immer getan habe. Nur jetzt schwimme, radle und laufe ich nur für mich. Zielzeiten sind mir mittlerweile nicht mehr wichtig, das rede ich mir zumindest immer ein. Schnell werde ich sicherlich nicht mehr, ich kämpfe eher um den Blumentopf. Der ist es mir aber wert, denn ich kann überhaupt wieder auf die Strecke gehen.

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