Morgens um vier ist die Nacht vorbei. Ein Auto fährt vor, das Camp beginnt so langsam zu erwachen, die Einzelstarter machen sich auf den Weg zum längsten Tag des Jahres. Ich hingegen kann noch zwei Stunden in meiner Deckelgarage vor mich hindösen, mein Start ist erst um 8:50.
Das schöne als Staffelteilnehmer ist das man auch von dem ganzen Drumherum mitbekommt. So stehe ich inmitten von gut 25.000 Zuschauern am Kanal und sehe die Pros im Kanal zum zweiten Wendepunkt schwimmen. Jan Frodeno ist als erstes aus dem Wasser und brauste dann mit einem wuuuschhhhhhhhhh an mir vorbei, es sollte nicht das letzte mal gewesen sein.
Irgendwann bin auch ich an der Reihe mich in Richtung Startbereich zu begeben. Auf die Nachfrage ob ich Aufgeregt bin meinte ich nur kurz: NÖ. Ich bin eher müde, irgendwie fehlt es an Anspannung. Die kommt aber als es soweit ist sich in den Neo zu quetschen und den großen Zeh in den Kanal zu stecken. Um dreiviertel Neun geht es ins Wasser. Bei 19°C bin ich schlagartig wach, etwas einschwimmen und warten bis zu Startschuss. In diesen fünf Minuten bin ich Händchenhalter, Seelentröster, Mutzusprecher und Kuschelmaus in einer Funktion. Mit einem Peng, einem Böllerschuss und einer Startleine die nach oben geht wird die Startgruppe auf die Strecke geschickt. Fünft Minuten später höre ich die nächsten Böller aus den Kanonen knallen und ich werde von Teilen der Startwelle überrollt. Irgendwie läuft es nicht so wie ich es mir vorstelle.
Übrig bleibt....ich bin ins Wasser, es war nass, es war kalt, irgendwann lerne ich es noch in diesem Kanal gerade aus zu schwimmen, ich bin aus dem Wasser raus, zufrieden bin ich mit der Zeit nicht, werde meinen Neo in die Tonne getreten, der hat mir einen riesen Knutschfleck am Hals verpasst und ein neuer Neo kommt. So endet mein Einsatz als Staffelschwimmer und mein Startschuss als Streckenelse beginnt.
Mit dem Auto geht es nach Eckersmühlen und um es überhaupt wieder zu finden gibt es ein Bild von der Straßenkreuzung. Der Lärm ist unser Wegweiser und es dauert nicht lange bis wir an der Biermeile sind. Die Mittagszeit ist schon lange vorüber und Anja, Anna und mir fällt ein das es doch so langsam Zeit wäre für ein Frühstück. Die Leberkässemmel ist schnell gefangen und dabei fragen wir noch schnell nach dem Weg zur Kanalbrücke, denn unser Ziel ist ja das Goldmobil von der Mafia. "Die Straße geradeaus bis zum Ortsschild und dann den Weg links. Da kommt ihr dann schon hin." Mit dem Hintergedanken der Mann ist von hier, der wird das schon wissen machen wir drei Mädels uns auf den Weg. Wir sind in einem kleinem Wäldchen oberhalb vom Kanal unterwegs und kommen an einem Markierungspunkt der Laufstrecke vorbei und plötzlich macht es unerwartet zum zweiten mal am Tag wuuuschhhhhhhhhhh. Normalerweise folgt vor dem ersten Läufer eine Kavalkade an Motorrädern und Radlern, wohl aber nicht auf dem Plateau bei Streckenabschnitt 30. Bevor wir es richtig wahr genommen haben waren wir drei Mädels für einen Bruchteil von Sekunden mit Frodo alleine im Wald und konnten dann nur noch die Rückseite von ihm und seinen Laufstil bewundern. Zuerst schimpften wir auf den Mann mit der Bratwurst und Leberkässemmel weil er uns auf einen Umweg von gut 4 Kilometer schickte, aber es hat sich dann doch gelohnt in Flip-Flops durch den Wald zum Goldmobile zu wandern. Dort angekommen legte ich mich mal ins Gras und hielt eine kurze Siesta bei gefühlten 120 Dezibel die aus den Boxen beim Stimmungspunkt der Hardtsee-Mafia kamen.
Der Wandertag bei der Challenge Roth hatte nicht nur die Stimmungsester auf dem Plan er war auch Support für Uwe, den Liebsten von Anja. Um rechtzeitig im Ziel zu sein wurde der Motivationskuss von der Liebsten an den Liebsten ausgelagert und wir machten uns mit der Mama unseres StaffelradlersTobias in Richtung Camp. So ein großer Haufen macht es wirklich auch für nichtbeteiligte möglich von A nach C über B gebracht zu werden. Im Camp entledigter ich mich dann auch meiner Flip-Flops und schlüpfte in meine Turnschuhe. Es wartete ja noch der Zieleinlauf unserer Staffel auf mich.
Sascha macht es spannend. Der erwartete Zieleinlauf schiebt sich immer mehr nach hinten und ich mache mir Gedanken ob es ihm gut geht. Und irgendwann kommt er am vereinbartem Treffpunkt wo wir Schimmer und Radler mit zum Zieleinlauf einstiegen können und er ruft beim Anblick von vielen anderen Mafiosis "Wo ist meine Staffel?". Die steht genau vor ihm und dann wird es doch noch emotional. Meine Schwimmzeit ist vergessen, ich genieße den Lauf im Zielkanal und zische innerlich zum Zieltorbogen "Arschloch, nun sehen wir uns doch noch....hä des hättest nicht gedacht, oder? So macht man aus einem DNS noch ein Finish".
Es gibt noch zwei "Siegerbier", wir jubeln die restlichen Athleten auf dem roten Teppich ins Ziel und ich genieße das Feuerwerk. Minuten in denen ich mit Roth persönlich ins reine komme. Nächstes Jahr wieder, aber dann gleich im Team.
P.S.: am Ende des Tages war es ein Halbmarathon in Flip-Flops.
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